Technik und virtuelle Räume werden selten mit sinnhaften Erfahrungen in Verbindung gebracht. Dennoch halten wir uns nicht erst seit dem Frühjahr 2020 oft über große Zeiträume hinweg im Digitalen auf. Hier treffen sich Fremde, Kolleginnen und Freundinnen, tauschen sich aus, besprechen sich oder spielen zusammen, bzw. gegeneinander. All das sind Tätigkeiten, die wir auch aus dem analogen Raum kennen. Videokonferenzen finden analog im Büro oder in einem Besprechungsraum statt, der Austausch mit Freund*innen in einem Café oder einem gemütlichen Wohnzimmer. Diese Räume in der Realwelt sind alle auf irgendeine Art und Weise gestaltet, manchmal mit weniger, manchmal mit mehr Konzept. In digitalen Räumen tritt diese sinnhafte Gestaltungsebene häufig komplett in den Hintergrund. Mit dem Projekt möchten wir genau diese sinnhafte Gestaltungsebene des digitalen Raums untersuchen und bearbeiten.

Dieser Versuch soll aber nicht darin gipfeln, dass Jugendliche einen virtuellen Besprechungsraum „gemütlich“ machen, sondern weitere medien- und musikpädagogische sowie sozialarbeiterische Elemente aufgreifen. Die teilnehmenden Jugendlichen sollen ihren eigenen digitalen Wohlfühlort im Videospiel Minecraft sinnhaft gestalten.

Hierzu reflektieren sie ihre eigene Stimmung und Gefühlswelt, um auf dieser Basis:

-       ein eigenes Musikstück oder eine eigene Klangkulisse und

-       einen individuell gestalteten Ort

zu entwerfen.

Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen wollten wir herausfinden wie Geräusche, Klänge und Musik unsere Wahrnehmung und auch unsere Stimmung beeinflussen können. Welche Art von Musik macht traurig und welche stimmt wieder froh? Beruhigen Naturgeräusche wirklich? Mit einem Übertrag der Geräusche, Klänge und Musik in den virtuellen Raum wollten wir diesen SINNhaft erfahrbar machen. Als virtuellen Raum bespielten wir das populäre Videospiel Minecraft. Im Rahmen des Projektes sollte der Versuch unternommen werden die eigene Stimmung in der Raumgestaltung und -wirkung widerzuspiegeln.

Kurzum und um den Kreis zu schließen sollte die nach der eigenen Stimmung produzierte Musik in Minecraft als Schallplatte importiert werden, um sich dann sinnhaft in der Raumgestaltung und Atmosphäre zu wiederholen. Ein melancholisches Musikstück könnte also in einer dunklen Höhle beheimatet sein und ein fröhlicher Song würde sich eher in einem Baumhaus voller Lamas wiederfinden.

Das alles wollten wir in Minecraft rausfinden, doch dann kam es anders….

Unsere musikalische Unterstützung ist leider kurzfristig krank geworden und wir mussten schnell Ersatz finden. Zum Glück konnten wir einen Thüringer Graffiti-Künstler für uns gewinnen! Die Jugendlichen haben die Basics von Graffiti, Tags und Stencils, also Schablonen zum Sprühen gelernt. Im Laufe der Workshoptage wurden mit den neu erlernten Fähigkeiten Jute-Beutel, Skateboards, Bretter und Schildmützen mit popkulturellen Gaming-Referenzen wie dem „Enderman“ und „Creepern“ aus Minecraft, Among-Us-Spielfiguren und vielen weiteren Kunstwerken verziert.

In Minecraft haben die 14 Jugendlichen zudem eigene Wohlfühlorte gestaltet und zugleich einige Erkenntnisse zu Tage gebracht. Hier die wichtigsten:

  • Tiere wichtig sind.

  • Wölfe würden Ochsen essen, aber Ochsen keine Wölfe, denn sie sind Pflanzenfresser.

  • es tut gut die Musik einer Band zu hören, deren Konzerte aufgrund von Corona ausfielen, während man am eigenen Wohlfühlort einen ganzen Bühnenbereich für die Band gestaltet.

  • Es passen sehr viele Lamas in ein Baumhaus passen.

  • Schildkröten ihre Eier besser nicht unter Wasser ausbrüten sollten

Die Workshopwoche hat uns und den Jugendlichen sehr viel Freude bereitet. Sollte es die Chance geben sind wir gerne wieder dabei, dann aber mit Musik.

Die Jugendlichen präsentieren ihre Wohlfühlorte.

In dem Video stellen die TeilnehmerInnen ihre fertigen Wohlfühlorte vor.

Die Bildergalerie gibt weitere Einblicke aus der Workshopwoche.

Zu unserer Abschlusspräsentation war sogar die Zeitung da: Thüringer Allgemeine - Mit Minecraft mentale Kraft tanken